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Diagnosebasierte Leseförderung

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Aktivitäten der Fachbereiche

Beschreibung/
Zusammenfassung

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Wissenswertes über die Lesekompetenz:

  • Lesen ist ein komplexer Lernprozess, der zwei aufeinander aufbauende Leseprozesse umfasst: Leseflüssigkeit (hierarchieniedriger) und Leseverständnis (hierarchiehöher).
  • Kompetente Leser dekodieren Wörter sehr schnell, erkennen Häufigkeitswörter direkt und Wortbestandteile in unbekannten Wörtern, so dass sie deutlich weniger Zeit für das Lesen des Textes brauchen und somit mehr Zeit für das Erfassen/Begreifen des Inhalts zur Verfügung haben als leseschwache Personen.
  • Wer zu langsam liest, vergisst zuvor gelesene Wörter bzw. Sätze schneller, so dass ein globales Textverständnis nicht umfassend gelingen kann.
  • Flüssiges Lesen ist die Basis für das Leseverständnis.
  • Bis zum Ende der Grundschulzeit sollen Kinder altersangemessene Texte ohne Hilfestellung flüssig lesen können.
  • In der Fachliteratur wird in diesem Zusammenhang vom Unabhängigkeitsniveau des Lesens Diese Niveau ist erreicht, wenn beim lauten Lesen mehr als 95 Prozent der Wörter korrekt abgebildet werden (Rosebrock, C., Nix, D., 2017, S. 37) sowie eine Mindestgeschwindigkeit des Lesens vorhanden ist: Als Maßstab gilt eine Leseleistung von mindestens 100 Wörtern pro Minute (WPM) beim lauten Lesen von Texten mittlerer Schwierigkeit (Gold, 2018, S. 68).
  • Diese „Betriebsgeschwindigkeit“ benötigen Lernende in jedem Fachunterricht, um textbasierte Aufgabenstellungen richtig und vollständig erfassen sowie neue textbasierte Lerninhalte selbstständig erschließen zu können.

Mögliche Lese-Problematik nach der Grundschulzeit:

  • Etliche Viertklässler lesen nicht flüssig genug, wenn sie zur Oberschule wechseln: Sie entschlüsseln Buchstaben nicht sicher, die Automatisierung fehlt, ihre Lesefehler können sie selbst nicht unmittelbar korrigieren, sie lesen zu langsam und/oder nicht ausdrucksstark. Die Pandemiesituation hat diese Defizite verstärkt.
  • Eine Leseschwäche „wächst nicht raus“ und stört Schüler:innen auch in den oberen Jahrgängen beim Lernen. Die Pisa-Studie 2018 deckt auf, dass 29 Prozent der 15-Jährigen an nicht gymnasialen Schularten lediglich über eingeschränkte Lesekompetenzen verfügen und somit schlechte Voraussetzungen im Hinblick auf die zukünftige Schul- und Berufswahl mitbringen (Reiss et al., 2019).

    Aus den genannten Gründen nimmt die TMS die Förderung der Leseflüssigkeit ab dem Schuljahr 21/22 stärker in den Blick.

     

    Wie werden leseschwache Lerner an der TMS gefördert?

    • Wir haben eine diagnosebasierte Leseförderung in der Doppeljahrgangsstufe 5/6 etabliert. Mit den sogenannten Laut-Leseverfahren, vor allem dem Laut-Lesetandem trainieren die Deutschlehrkräfte die Leseflüssigkeit systematisch (möglichst) mehrmals die Woche in ihrem regulären Deutschunterricht.
    • Bei erhöhtem Förderbedarf werden zusätzlich individuelle Lesetrainingseinheiten (bedarfsorientiert zwischen 10-20 Minuten) durch weitere Deutschlehrkräfte oder durch eine FSJlerin zwischen angeboten, sofern genug personelle Ressourcen vorhanden sind. Auch die SAZ könnte für die Leseförderung genutzt werden.
    • Im Einzelfall kann die, Lernfortschrittsdiagnostik im Bereich Lesen (LDL) von Walter (2010) engmaschig (möglichst wöchentlich) eingesetzt werden. Der Test erhebt die WPM innerhalb einer einminütigen Testdauer. Der zu trainierende Schüler legt das Förderziel in Absprache mit der Förderlehrkraft fest und überträgt nach jeder LDL-Testung seinen Messwerte selbst in die Grafik ein. Damit übernimmt er Verantwortung für seine eigene Lernentwicklung und reflektiert seinen Lesefortschritt. Die formative Evaluation ist ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Förderintervention.
    • Gleichwohl unterstützt das laute, regelmäßige Lesetraining zuhause mit der Familie die Verbesserung der individuellen Leseflüssigkeit. Eine passgenaue, wirkungsvolle Laut-Lesemethode wird mit den Erziehungsberechtigten explizit erläutert.
    • Mit dem computergestützten Diagnosetool „quop“ messen wir kontinuierlich den Lernfortschritt aller Fünft- und Sechstklässler im Klassenverband. Verbleibt die Leseflüssigkeit eines Schülers längerfristig im unterdurchschnittlichen Bereich, sollte das Arrangement der Lesefördermaßnahme im Unterricht angepasst werden.
    • Quop bietet unter dem Menüpunkt „Klassenliste“ eine diagnosebasierte Einteilung der heterogenen Lerngruppen an. Nach jeder Messung kann es zu einem Wechsel des Tandempartners kommen.

     

    Wie verbessert sich das Leseverständnis?

    • Damit die Schüler:innen zunehmend auch komplexere (Fach-)Texte verstehen, werden die Lesestrategien im Deutschunterricht spätestens ab Klasse 6 intensiv gelernt und trainiert.

    Kann bei sehr leseschwachen Schüler:innen nicht differenziert die Leseausgangslage mit quop ermittelt werden, ist die Durchführung eines Einzeltests mit ELFE II – Leseverständnistest für Erst- bis Siebtklässler sinnvoll (siehe Literaturliste, Tool-Demonstration). Dieses Testverfahren orientiert sich an den Minimalstandards.

Beteiligt

Beteiligt

Alle Deutschlehrkräfte im Jahrgang 5 und 6, weitere Deutschlehrkräfte, FSJlerin und bei dauerhaft ausbleibendem Lernerfolg trotz differenzierter Fördermaßnahmen auch die Förderschullehrkräfte.

Ziel(e) 

Ziel(e) 

(allgemein) 

Schüler erreichen das Unabhängigkeitsniveau beim lauten Lesen (Es werden mehr als 95 Prozent des Textes korrekt gelesen sowie mindestens in einer Geschwindigkeit von  100 WPK.)

Maßnahmen/

Arbeitsplanungen

Maßnahmen/ 

Arbeitsplanungen 

  • Methode „Laut-Lesetandem“ wird im neuen Deutschbuch beschrieben. Genaue Durchführung beachten. Es gibt zwei Routinen.
  • Die Leseübungstexte bestimmt immer die Lehrkraft.
  • Im Leseschrank auf der 1. Etage (Eckraum) gibt es Lesematerialien auf unterschiedlichen Leseniveaustufen. Bitte passend zurückstellen!
  • Weitere Lesematerialien befinden sich zum Download im Team FK Deutsch
  • Diagnosetests befinden sich im Förderraum.

Vernetzt mit 

Vernetzt mit 

Quop, Lernverlaufsmessung, LDL, SLS, Elfe II, Akademie der Leseförderung (alf-Hannover)  Begleitende und Wiederholende Leseverfahren

VerfasserIn 

VerfasserIn 

Christina Meyer

Sonstiges 

Sonstiges 

Literatur:

  • Gold, A. (2018). Lesen kann man lernen. Wie man die Lesekompetenz fördern kann. Göttingen: V&R.
  • Rosebrock, C., Nix, D. (2017). Grundlagen der Lesedidaktik (8. korrigierte Auflage). Baltmannsweiler: Schneier.

Reiss, K. et al. (Hrsg). Pisa 2018. Grundbildung im nationalen Vergleich. Zusammenfassung. Zugriff unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2019/Zusammenfassung_PISA2018.pdf